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Wanderer sind wir



Je inständiger wir etwas lieben, umso schwerer lassen wir es los. (...)
Wanderer sind wir in dieser Welt, nicht Sesshafte; als Fremde leben wir in Herbergen oder, um sich noch deutlicher auszudrücken, in Zelten; wir leben nicht in unserer Heimat. Dieses ganze Leben ist nichts als ein Lauf – und erst noch ein kurzer – zum Tod. (...)

Mag einer auch das Alter erreichen – für wie wenige das zutrifft, weiß jedermann -, so ist doch das ganze Leben nichts anderes als die Strecke eines kurzen Stadions, in welchem wir wohl oder übel ununterbrochen laufen, ob wir nun schlafen, wachen, uns freuen oder gepeinigt werden. Einem Sturzbach vergleichbar reißt uns der ununterbrochene Lauf der Zeiten mit, selbst wenn uns oder anderen scheinen mag, als ob wir rasteten. (...)

Wenn Menschen, die nicht zu Hause bleiben, sondern in der Fremde weilen, in Herbergen oder unterwegs etwas Vorteilhaftes begegnet, binden sie sich nicht zu sehr daran, da sie das, was ihnen Freude bereitet, bald wieder verlassen werden. Begegnet ihnen aber Unangenehmes, so ertragen sie es leicht, denken sie sich doch: „Das Mittagessen nehme ich hier, aber das Abendessen bereits anderswo!“

Erasmus von Rotterdam


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